Was bedeutet das für die Softwareausstattung eines Handelsunternehmens? Welche Lösungen sollte der Händler nutzen und was müssen diese leisten?
Um wirklich alle wichtigen Daten zu erhalten, sollte ein Händler mehrere Softwaremodule einsetzen. Dazu gehört zunächst eine Lösung für das Preismanagement. Hier werden die Preise der verschiedenen Artikel beobachtet, die der Händler selbst im Sortiment hat. Für jeden einzelnen Artikel kann er dann die Preisgestaltung der Mitbewerber verfolgen und diese Informationen für die Optimierung der eigenen Preise nutzen. Eine solche Lösung ermöglicht es, die eigene Preisstrategie zu hinterlegen und dann automatisch wettbewerbsfähige und dennoch margenoptimal kalkulierte Preise für jeden einzelnen Artikel zu erhalten.
Das zweite große Thema ist das Product Management, also die Optimierung des Sortiments. Dabei werden insbesondere die Artikelmerkmale beobachtet, um Trends im Markt zu identifizieren. Im Modehandel wäre das zum Beispiel eine Farbe oder ein Stoff der Kleidungsstücke, die sich momentan besonders gut verkaufen. Mit einer solchen Lösung lässt sich ein automatisches Benchmarking des eigenen Sortiments vornehmen, um - basierend auf der Beobachtung der Mitbewerber - Sortimentslücken zu schließen.
Ebenfalls sehr wichtig ist eine Market Alert-Funktion. Hierbei informiert das System den Händler automatisch, ob ein Konkurrent zum Beispiel eine aktuelle Promotion-Kampagne startet oder neue Produkte in sein Sortiment aufnimmt. Für jedes Produkt kann dann nachvollzogen werden, wie es am Markt angenommen wird. Basierend auf diesen Informationen kann der Händler dann entscheiden, ob das Produkt auch in das eigene Sortiment aufgenommen wird.
Verliert damit die klassische Marktforschung nicht ihre Daseinsberechtigung?
Ich persönlich glaube das nicht, denn beide haben ihre Vorteile. Dynamische Marktforschung liefert schnelle und flexible Ergebnisse, klassische Marktforschung dagegen geht tiefer ins Detail, untersucht die Kundenanforderungen ganz genau und tritt auch direkt mit dem Endkunden in Kontakt. Die Erkenntnisse aus diesen Untersuchungen werden natürlich auch weiterhin wichtig bleiben. Die dynamische Marktforschung bildet quasi die Brücke in den schnelllebigen eCommerce-Markt. Nutzt ein Händler beide Möglichkeiten in Kombination miteinander, hat er alle Voraussetzungen, um sowohl schnell und flexibel auf Änderungen im Markt reagieren zu können, als auch seine langfristige Strategie nicht aus den Augen zu verlieren.
Welche Händler setzen diese Lösungen ein? Sind das eher die Online Pure-Player, oder nutzen auch stationäre Händler inzwischen die dynamische Marktforschung?
Wir stellen bereits seit einiger Zeit fest, dass das Interesse an der Nutzung von Big Data auch bei stationären und Multichannel-Händlern immer größer wird. Viele kleine stationäre Händler erkennen jetzt, dass sie auf eine Online-Strategie nicht verzichten können, wenn sie weiter am Markt erfolgreich sein wollen. Diese Händler haben natürlich einen gewissen Nachteil was das Online Know-how angeht - gerade gegenüber den Online Pure-Playern. Die intelligente Datenanalyse hilft ihnen dabei, diese Nachteile aufzuholen und sich auch online erfolgreich zu positionieren.
Kann ein Händler heute überhaupt noch erfolgreich sein, ohne Big Data zu nutzen?
Man muss ganz klar sagen: Die Erhebung und Nutzung dieser Daten ist ein Muss für Händler! Gerade der eCommerce zeichnet sich besonders durch die dynamische Marktentwicklung und die schnelle Entstehung von Trends aus. Gleichzeitig ist die Kundenloyalität relativ gering und die Markttransparenz ziemlich hoch. Daher ist es für einen Online-Händler deutlich schwerer als für einen stationären Händler, immer neue Kaufanreize für die Kunden zu schaffen. Gerade im Verdrängungswettbewerb, der aktuell im Online-Handel einsetzt, sind datengetriebene Unternehmen deutlich erfolgreicher.