Herr Rohlender, liegt es an den Retailern oder an den Kunden, dass Deutschland hier international bei der Implementierung von SCO hinterherhinkt?
Für den Händler stellt sich natürlich immer die Frage nach der erforderlichen Investition, nach Amortisation und nach der erwarteten Kundenakzeptanz an dem jeweiligen Standort. Oftmals erfolgt ein Neubau oder eine größere Umbaumaßnahme im Zusammenhang mit der Investition in eine neue Kassenzone und dann wird im Regelfall auch über den Einsatz von Self-Checkout-Systemen nachgedacht. Eine grundsätzliche Kunden-Akzeptanz ist vorhanden, der Nutzungsgrad und letztlich auch der Umsatzanteil werden stark beeinflusst vom Standort, von der Positionierung in der Kassenzone und vom begleitenden Servicepersonal. Wir stellen übrigens positiv fest, dass gerade ältere Menschen den Einkauf am SCO schätzen. Kleine Einkäufe, bei denen der Kunde selbst den Takt vorgibt, sind ideal am SCO zu machen.
Worin besteht der größte Unterschied im Vergleich zu Ländern, wie z.B. Großbritannien, in denen SCO-Systeme deutlich häufiger im Einsatz sind?
In Deutschland ist der Anteil an Barzahlern noch extrem hoch, ganz im Gegensatz zu anderen Ländern. Viele Kunden glauben, dass sie am SCO nicht mit Bargeld zahlen können und lehnen daher die Nutzung erst einmal ab. Oft erleben wir bei der Ansprache zur Nutzung der Geräte, dass die Kunden sagen: Nein, ich will ja bar zahlen. Umso erstaunter sind sie, wenn wir dann zeigen, wie einfach auch das geht. Für kleinere Einkäufe von bis zu 10 Artikeln sind Basket-to-Bag Lösungen ideal, für größerer Einkäufe bietet ITAB bandgestützte System-Lösungen an, dies erhöht ebenfalls den Nutzungsgrad. Wir sind zuversichtlich, dass durch die große Produktpalette aber auch durch die Begegnung der Verbraucher mit immer mehr SCO Lösungen im Alltag, sich der Anteil auch in Deutschland rasch erhöhen wird.
Welchen Tipp geben Sie als Hersteller einem Händler, der mit dem Gedanken spielt Self-Checkout-Systeme einzuführen?
Analysieren Sie zuerst intensiv Ihre Bon-Daten. Zeichnen Sie auf, wann es zu Wartezeiten in der Kassenzone kommt und wie hoch der Anteil von Kunden mit einer eher kleinen Anzahl von Artikeln und einem niedrigen Durchschnitts-Bon ist. Welcher Kundenlauf ist in der Kassenzone zu erwarten? Welche Ihrer Mitarbeiter sehen Sie zukünftig an einem veränderten Arbeitsplatz und wie schätzen Sie die Bereitschaft Ihrer Kunden ein, neue Technologien zu nutzen. Wie sieht es im Wettbewerbsumfeld aus, kommen dort derartige Lösungen bereits vor? Viele Fragen die man sich vorab stellen und gut beantworten sollte. Gerne erläutern wir diese und viele weitere Anforderungen auf der EuroCIS 2018.
Interview: Melanie Günther; EuroCIS.com