Professor Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU sieht Preiswechsel auch nicht als Gefahr. „Was ist am Grundsatz schlecht, dass sich Preise ändern? Sie haben sich schon immer geändert, heute geht das einfach schneller. Das Problem ist nur, dass die Verbraucher diese ESL noch nicht gut kennen. Wir Deutschen haben generell Angst vor neuen Dingen. Doch unser ganzes Leben wird dynamischer und individueller werden. Noch sehen wir nicht so viele ESL in den Läden. Das wird aber kommen.“
Die Vorteile für Kunden und Einzelhändler
Vielleicht können die Vorteile der ESL für Kunden und Einzelhändler gegen die Angst vor der digitalen Veränderung helfen. Zum einen beugen gerade die digitalen Etiketten falschen Preisen vor, da sie – wenn sie einmal mit dem Warenwirtschaftssystem verbunden sind – genau den Preis anzeigen, auf den auch die Kasse zugreift. Und der ist es übrigens, der letztlich zählt.
Zum anderen werden die ESL im stationären Handel eingesetzt, um mit den Preisen im Onlinehandel mithalten zu können. Der Online-Offline-Vergleich von Preisen ist bei Kunden gerade im Bereich Consumer Electronics gang und gäbe – im Laden wird das Produkt angesehen und ausprobiert, dann werden im Internet Preise vergleichen. Das bessere Angebot gewinnt. Stark unterschiedliche Preise, sowohl im eigenen Online-Shop als auch bei der Konkurrenz, wirken abschreckend und lassen den Kunden natürlich das preiswertere Angebot wählen. Für stationäre Einzelhändler ist es deshalb überlebenswichtig, dem Kunden stets den günstigsten Preis anzubieten.
Der Preisvergleich kann bereits über Softwarelösungen geschehen, die die Preise aus dem Netz unterschiedlicher Anbieter vergleichen und dem Category Manager präsentieren. Dieser kann den Preis nun anpassen oder sogar automatisch anpassen lassen. Auf Knopfdruck kann das in allen Filialen passieren. Ansonsten würde das mit einem Tag Verzögerung geschehen, was wiederum Umsatzverluste bedeutet.
Ein weiteres Topthema ist die nachhaltige Preisgestaltung. In Supermärkten werden die digitalen Schilder vermehrt im Obst- und Frischebereich genutzt. Lebensmittel, die leicht verderblich sind, können so zum Abend hin beispielsweise im Angebot abverkauft werden, um Abschriften zu verringern. In Zeiten von heiß diskutierten Themen wie Food-Waste kann dies dem Händlerimage nur guttun. Am Rande bemerkt: Mittlerweile gibt es sogar ESL mit einer gewissen Schutzklasse, die in der Spülmaschine gereinigt werden können.
Grundsätzlich spart die Nutzung von ESL Zeit. Zeit, die dann in die Beratung von Kunden auf der Fläche gehen kann – das sind Erkenntnisse, die Händlern wie Media Markt und Poco besonders am Herzen liegen.
Neue Möglichkeiten mit ESL
Generell haben sich die Möglichkeiten von ESL stark verbessert. Mit erweiterten Anzeigemöglichkeiten wie der Dreifarbigkeit (weiß-schwarz-rot und neuerdings auch weiß-schwarz-gelb), der Anzeige von Symbolen und der verbesserten Sichtbarkeit unabhängig vom Lichteinfall dank der E-Paper-Technologie sind sie nicht nur ansehnlicher geworden, sondern können darüber hinaus auch Zusatzinformationen bieten.