Herr Nausch, welches ist aktuell die Hauptursache für Warenschwund im deutschen Einzelhandel und wie hoch ist der Schaden, der den Händlern dadurch entsteht?
Insgesamt sind rund 1,08 Prozent des Umsatzes, die dem Handel verloren gehen. Auf Ladendiebe ist nach wie vor der größte Anteil des Warenschwunds zurückzuführen. Laut aktuellem Diebstahlbarometer, das Anfang November veröffentlicht wurde, sind es in Deutschland 65 Prozent der Verluste. Ein besonderes Problem stellt dabei die organisierte Einzelhandelskriminalität dar, also Profi-Diebe, deren Ziel es ist, mit den gestohlenen Waren Geld zu machen. Das bevorstehende Weihnachtsgeschäft erweist sich laut Studie dabei als Hochphase des Warenschwunds.
Rund 11 Prozent der Verluste entstehen durch unehrliche Mitarbeiter – besonders häufig durch Bargeldbetrug am Point of Sale. Betrügerische Lieferanten und Hersteller sind für 5 Prozent der Verluste verantwortlich und 19 Prozent sind administrativen Fehlern zuzuordnen.
Wie hat sich die Situation gegenüber den letzten Ausgaben des „Globalen Diebstahlsbarometers“ geändert?
In Deutschland blicken wir auf eine recht stabile Entwicklung, europaweit ist Warenschwund leicht zurückgegangen. Die weltweiten Analysen von Teilnehmern, die mehrfach an der Studie teilgenommen haben, haben dagegen einen deutlichen Anstieg des Warenschwunds von 0,94 Prozent des Umsatzes auf 1,23 Prozent hervorgebracht. Insgesamt kann man also sagen, dass Warenschwund weiterhin ein ernstzunehmendes Problem darstellt, das die Margen des stationären Einzelhandels zusätzlich belastet.
Welche Produkte werden besonders häufig gestohlen?
Zu den Klaurennern zählen vor allem Markenprodukte, die klein und hochwertig sind und sich gut verbergen lassen. Die Bandbreite reicht vom Klassiker Rasierklingen über angesagte Elektronikartikel, Smartphones, Elektrowerkzeuge, Modeaccessoires und Bekleidung bis hin zu hochwertigen Lebensmitteln und Spirituosen. Aus der Praxis wissen wir, dass es vor allem entscheidend ist, die Waren so zu entwenden, dass auch die Verpackung dabei nicht beschädigt wird. Nur in einem unversehrten Zustand und in Originalverpackung lassen sich die Produkte gut über das Internet oder andere Kanäle weiterverkaufen.