22.11.2011
Retail Security
Wie gut ist der Handel aus Ihrer Sicht gerüstet im Kampf gegen Ladendiebstahl?
Natürlich hat der Handel nicht erst seit gestern das Problem des Ladendiebstahls. Deshalb versuchen im Grunde alle Händler in irgendeiner Form dagegen vorzugehen – mal mehr, mal weniger fortschrittlich. Die großen Handelsketten setzen bereits seit Jahren auf Video-Überwachung, während die kleineren Geschäfte – häufig aus Kostengründen oder mangels Personals – darauf verzichten. Hier finden beispielsweise nach wie vor an den Decken angebrachte Spiegel Verwendung, was aber, wie man sich vorstellen kann nur höchst unzureichend vor Ladendiebstahl schützt. Dann wiederum gibt es einige Geschäfte, die sich mit Attrappen zu helfen versuchen und nur auf die Abschreckung einer im Ladenbereich sichtbaren Kamerahülle setzen. Grundsätzlich lässt sich also die Aussage treffen, dass speziell kleinere Ketten oder Einzelhändler noch deutlichen Nachholbedarf in dieser Angelegenheit haben. Allerdings sind auch die „Großen“ angehalten, ihre Sicherheitsstandards regelmäßig zu überdenken, da sich die Technologien im Bereich der Video-Überwachung rasant weiterentwickeln. Auf diese Art bieten sich schnell interessante Einsparmöglichkeiten, da mit Hilfe modernster Technik der Personalbedarf verringert wird und mehr Ladendiebe überführt werden können.
Welchen Stellenwert haben Kameras bei Abschreckung und Aufklärung von Ladendiebstahl – verglichen mit Detektiven und Warensicherung mit Ausgangsschleusen?
Eines steht fest: Man kann nicht das eine gegen das andere austauschen. Es kommt vielmehr auf ein sinnvolles Zusammenspiel der einzelnen Sicherheitsmaßnahmen an. Ausgangsschleusen sind natürlich sehr starre Systeme, die noch zu viele Möglichkeiten bieten, sie recht einfach zu umgehen. Verstehen Sie mich aber nicht falsch: Ich halte die Schleusen trotzdem für sehr sinnvoll, da sie natürlich schon eine erste Abschreckung für schnelle und unüberlegte Diebstähle darstellen.
Detektive haben das Problem, dass sie nur sehr schwer ohne Aufmerksamkeit zu erregen, kriminelle Handlungen beobachten können. Und wenn sie sich als Detektive zu erkennen geben, sind sie für Langfinger leider recht leicht einzuschätzen. Dafür profitieren sie natürlich von ihrem geschulten Auge und menschlichen Erfahrungswerten.
Kameras sind auf der anderen Seite von Jedermann zu erkennen und dennoch nicht vollständig ausrechenbar. Wie viel die Kamera sieht und wohin sie schaut, kann man von außen nicht nachvollziehen und dieses unkalkulierbare Risiko schreckt natürlich ab. Zudem sind sie die einzig verwendbare Waffe zur Beweisführung. Ein Video, das den Tathergang für alle Beteiligten in Zeitlupe darstellen kann, sollte auch den uneinsichtigen Verbrecher eines Besseren belehren. Aber wie schon eingangs erwähnt, halte ich vielmehr ein Sicherheitssystem aus verschiedenen Maßnahmen für sinnvoll, da ohne couragiertes Eingreifen des Personals im Alarmfall auch die modernste Technik nicht helfen kann.
Wie wird die Video-Überwachung rechtssicher?
Wenn sie eine Video-Überwachungsanlage in ihrem Laden errichten möchten, dürfen sie das nicht heimlich tun. Mitarbeiter und Kunden müssen über die Überwachung in Kenntnis gesetzt werden. Dafür sollten für den Kunden leicht erkennbare Hinweisschilder angebracht werden. Um den Arbeitnehmerschutz zu gewährleisten, gilt die gleiche Informationspflicht. Sehr interessant für viele Händler ist aber auch die Privatzonenmaskierung. Mithilfe dieser Funktion kann der Anwender einzelne vom Objektiv erfasste Bildbereiche verdecken und sie damit vollständig der Bildaufzeichnung durch das Wachpersonal entziehen. So können Verkaufsflächen, Umkleideräume wie auch Personalräume von der Überwachungstechnik verdeckt werden, um Persönlichkeitsrechte von Kunden und Personal gleichermaßen zu schützen.
Diebe werden immer geschickter. Welche Schulung empfehlen Sie für das Personal, das die Videobilder beobachtet?
Es ist wichtig, dass das Sicherheitspersonal mit der Technik vertraut ist und dementsprechend in der Lage ist, sie auch in der Praxis anzuwenden. Aus diesem Grund legen unsere Hersteller besonderen Wert auf leichte Handhabung und einfache Bedienbarkeit ihrer Systeme. Alles andere ist natürlich eine Frage der Erfahrung des Personals. Das Verhalten von Ladendieben lässt sich nur schwer in ein bestimmtes Muster pressen. So sind Bauchgefühl und Erfahrungswerte des Sicherheitspersonals das wichtigste Gut in der Langfinger-Bekämpfung.
Diebe werden auch immer aggressiver. Was kann man zum Schutz der Videotechnik vor Sprayern und Vandalen tun?
Die Videotechnik hat auf dieses Problem inzwischen eine gleichermaßen effektive wie notwendige Lösung gefunden. Denn in der Tat versuchen immer wieder Kriminelle, sich mit Spraydosen oder roher Gewalt der Überwachung durch Kameras zu entziehen. Aus diesem Grund bieten unsere Hersteller Grundig und Samsung Kameramodelle mit speziellen Abwehrmaßnahmen an. Das bedeutet, dass die Kameras zum einen mit robustem Plexiglas ausgestattet werden, welches das Einschlagen mit einem Hammer oder anderem Werkzeug erschwert und zum anderen verfügen sie über eine integrierte Alarmfunktion. Sie löst sofort Alarm aus, wenn ein Unbefugter versucht, die Kamera zu beschädigen, sie wegzudrehen oder abzudecken. Letzteres schließt auch einen Farbspraydosen-Angriff mit ein.
Kluge Software macht die Beobachter auf Unregelmäßigkeiten aufmerksam. Was erkennt die Software und was nicht?
Intelligente Software stellt sich in der Praxis tatsächlich als sehr wertvolles Hilfsmittel heraus. So kann beispielsweise die Bewegungserkennungsfunktion auf schwer einsehbare Ladenbereiche oder auch Warenräume eingestellt werden und das Sicherheitspersonal auf in diesen Bereich eindringende Personen aufmerksam machen. Allerdings ist die Software natürlich immer nur so intelligent wie dessen Nutzer. Erfahrung und ein geschultes Auge können selbst die cleversten Software-Funktionen nicht ersetzen.
Alles wird digital. Was spricht heute noch für analoge Kameras? Für wen lohnt sich der Umstieg auf Netzwerkkameras?
Die Frage analoge versus digitale Netzwerktechnik ist eine ganz entscheidende in diesen Tagen. Der Netzwerktechnologie – kurz IP – gehört die Zukunft. Trotzdem haben die bewährten analogen Systeme nach wie vor ihre Daseinsberechtigung. Analoge Kameras verschiedenster Hersteller lassen sich problemlos miteinander in ein bestehendes Überwachungssystem integrieren, wohingegen IP-Kameras unterschiedlicher Hersteller hier noch mit Kompatibilitätsproblemen kämpfen. Auf der anderen Seite bietet die Netzwerktechnik natürlich viele Vorteile. Gerade die Flexibilität für den Nutzer ist enorm.
Der Zugriff auf Live- bzw. Archiv-Videos übers Internet per PC oder Smartphone ist da nur einer der positiven Aspekte. Die digitale Signalübertragung ist zudem weniger anfällig für externe Störeinflüsse als die analoge Technik. Generell müssen aber im Einzelfall die Anwenderbedürfnisse genau analysiert werden, um anschließend eine seriöse Empfehlung zur Analog- oder Netzwerktechnik zu geben.
HD wird immer wichtiger. Lohnt sich HD auch bei Video-Überwachung?
Hochauflösende Bilder gehören in der Tat immer mehr zu unserem Alltag. Seit der Einführung von HD-Fernsehen gewöhnen wir uns immer mehr an die scharfen Bilder von den heimischen Flachbildschirmen. Schon aus diesem Grund ist diese Entwicklung auch in der Video-Überwachung nicht mehr aufzuhalten. Aber es sprechen auch ganz pragmatische Gründe für die hochaufgelösten Bilder im Rahmen der Video-Sicherheit. Ein ganz einfacher ist die Verwendbarkeit von Überwachungsvideos für die spätere Beweisführung.
Eine Kamera im Verkaufs- oder Kassenbereich eines Ladens fängt normalerweise ein sehr weites Bild der Gesamtsituation ein und konzentriert sich dabei nicht auf den einzelnen Bereich, den es später nach einer Straftat zu untersuchen gilt. Kriminelle Handlungen spielen sich häufig sehr schnell und in einer kaum wahrzunehmenden Beiläufigkeit ab, so dass es selten gelingt, die entscheidende Aktion mit dem Zoom genauer einzufangen. Mit Hilfe von hochaufgelöstem Videomaterial liefern einzelne Bilder einen erheblich höheren Detailreichtum und können deshalb auch im Nachhinein noch stark vergrößert werden, um Personen oder Handlungen deutlicher kenntlich zu machen. Das bedeutet: Diebstähle sind für das Wachpersonal deutlicher zu erkennen und führen zudem zu einer verbesserten Beweisführung im Kampf gegen Ladendiebe.
HD wird immer wichtiger. Lohnt sich HD auch bei Video-Überwachung?
Hochauflösende Bilder gehören in der Tat immer mehr zu unserem Alltag. Seit der Einführung von HD-Fernsehen gewöhnen wir uns immer mehr an die scharfen Bilder von den heimischen Flachbildschirmen. Schon aus diesem Grund ist diese Entwicklung auch in der Video-Überwachung nicht mehr aufzuhalten. Aber es sprechen auch ganz pragmatische Gründe für die hochaufgelösten Bilder im Rahmen der Video-Sicherheit. Ein ganz einfacher ist die Verwendbarkeit von Überwachungsvideos für die spätere Beweisführung.
Eine Kamera im Verkaufs- oder Kassenbereich eines Ladens fängt normalerweise ein sehr weites Bild der Gesamtsituation ein und konzentriert sich dabei nicht auf den einzelnen Bereich, den es später nach einer Straftat zu untersuchen gilt. Kriminelle Handlungen spielen sich häufig sehr schnell und in einer kaum wahrzunehmenden Beiläufigkeit ab, so dass es selten gelingt, die entscheidende Aktion mit dem Zoom genauer einzufangen. Mit Hilfe von hochaufgelöstem Videomaterial liefern einzelne Bilder einen erheblich höheren Detailreichtum und können deshalb auch im Nachhinein noch stark vergrößert werden, um Personen oder Handlungen deutlicher kenntlich zu machen. Das bedeutet: Diebstähle sind für das Wachpersonal deutlicher zu erkennen und führen zudem zu einer verbesserten Beweisführung im Kampf gegen Ladendiebe.
Wärmebildkameras erkennen Personen und Objekte bei völliger Dunkelheit, im Nebel oder Rauch. Sinnvoll für den Handel? Haben Sie hier Anwender aus der Branche?
Wärmebildkameras – auch Thermalkameras genannt – kommen in erster Linie beim Militär zum Einsatz. Wie man sich vorstellen kann, ist hier die Objekt- oder Personenerkennung bei Nebel, Rauch oder bei Dunkelheit auf großen Freigeländen sehr interessant. Für den Handel sind solche Kameras aber kaum geeignet. Um auch bei Dunkelheit Ladenflächen überwachen zu können, eignen sich andere Kamera-Modelle mit integrierten Infrarot-LEDs, die auch preislich viel attraktiver sind als Thermalkameras.
AASSET ist Großhändler für Videoüberwachung. Wer verkauft die Technik für Sie an die Anwender?
In erster Linie arbeiten wir mit professionellen Errichter-Firmen zusammen. Sie beraten den Kunden über die Technik sowie die korrekte Anwendung und sie realisieren den Aufbau der Überwachungssysteme.
Wie sorgen Sie dafür, dass die Anwender richtig beraten werden?
Wir helfen unseren Partnern, um sie bestmöglich mit nützlichen Tipps und Informationen zu versorgen sowie über neue Technik und deren Anwendung zu informieren. Dafür stehen zum einen unsere Kollegen aus dem Außendienst deutschlandweit vor Ort zur Verfügung und zum anderen sind mehrere erfahrene und gut ausgebildete Techniker in unserer Firmenzentrale telefonisch erreichbar. Zudem bieten wir Trainings für unsere Partner an.
Sie lassen CCTV-Kameras freiwillig durch das Berufgenossenschaftliche Prüf- und Zertifizierungssystem kontrollieren. Sind Kameras eine Gefahr für die Gesundheit?
Ganz und gar nicht. Bei diesem Prüf- und Zertifizierungsverfahren handelt es sich um die Eignungsfeststellung von Kameras für die Verwendung im Bankwesen. Hier müssen die Kameras ganz einfach bestimmte Sicherheitskriterien erfüllen, um für die Überwachung in einer Bank eingesetzt werden zu dürfen. Eine Gesundheitsgefährdung durch unsere Kameras kann ich ausschließen.
Überwachungskameras von Grundig gibt es nur über AASSET. Wie kam es zu der Partnerschaft?
In den letzten Jahren war unser Kerngeschäft der Alleinvertrieb der Marke Samsung Electronics. Nach dem Zusammenschluss mit Samsung-Techwin war jedoch diese Exklusivität dahin und wir schauten uns nach einer neuen starken Marke mit Alleinstellungsmerkmal um. Zu dieser Zeit stand Grundig kurz vor der Rückkehr und befand sich ebenfalls auf der Suche nach einem auf dem CCTV-Markt etablierten Partner, um das angestrebte Umsatzpotenzial erschließen zu können und auch die Beratungsqualität der hochwertigen Grundig-Produkte sicherzustellen. Daraus ergab sich dann diese einzigartige Gelegenheit von der beide Unternehmen heute profitieren.
Spielen Markennamen für den Handel überhaupt eine Rolle?
Mit Markennamen verhält es sich in fast allen Branchen gleich. Sie vermitteln dem Konsumenten zunächst einmal Sicherheit, sich auf die Qualität eines bekannten Herstellers verlassen zu können und von dessen Synergien zu profitieren. Und das trifft natürlich auch auf den Handel zu. Darüber hinaus investieren die großen Marken sehr viel Geld in Forschung und Entwicklung und sind somit in der Lage, modernste Technologien immer weiter zu verbessern. Und davon profitieren natürlich die Kunden.
Was zeigen Sie den EuroShop-Besuchern dieses Jahr?
Wir zeigen Kameras, die sich speziell für den Einsatz in Verkaufsflächen, Kassenbereichen und Warenlagern eignen, und präsentieren die dazu passenden digitalen Aufzeichnungssysteme. Außerdem haben wir eine „POS-Lösung“ auf unserem Stand, mit dessen Hilfe man sich Kassendaten im Videobild anzeigen lassen kann. Somit sind sie in der Lage, die Ursache von Kassendifferenzen auch nachträglich noch zu erörtern. Standbesucher können sich bei dieser Gelegenheit gerne über ihre individuellen Anwendungsbedürfnisse beraten lassen und die neuen Grundig-Netzwerkkameras mit HD-Auflösung vorgeführt bekommen.
Über die Messe hinausgeblickt: Welche Trends in der Überwachungstechnik sehen Sie in den nächsten Jahren?
Der Trend zur Netzwerktechnologie wird sicher die nahe Zukunft der Video-Sicherheitstechnik prägen. Die Übertragung über Netzwerke findet schon jetzt immer häufiger Anwendung und bietet auf lange Sicht einfach sehr viele Vorteile. Bei zunehmend größer werdenden Datenmengen und einer Welt, die nach zunehmender Flexibilität strebt, werden die schnellen Netzwerkleitungen und damit einhergehende Möglichkeiten, wie die von Ort und Zeit unabhängige Handy- oder PC-Steuerung, immer wichtiger.
Interview: René Schellbach, EuroCIS