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"Die unbewusste Akzeptanz wird in aktive Teilnahme übergehen" - Interview mit Michael Steden, Geschäftsführer Cretivo

17.11.2011
Digital Signage

Wer sind die größten Kunden, was sind die größten Projekte aus jüngster Zeit?

Als Hersteller im Digital-Signage-Markt haben wir in der Vergangenheit viele Projekte mit unseren Vertriebspartnern abgewickelt, in zunehmendem Maße treten wir aber in den letzten Monaten als direkter Ansprechpartner für unsere Kunden auf. Die abgewickelten Projekte kommen aus dem öffentlichen wie auch dem privaten Bereich. Die Installationen gehen von einzelnen bis hin zur Ausstattung von Konferenzgebäuden mit über 100 Installationen.

Stelen und Terminals mit bewegten Bildern wecken Aufmerksamkeit. Welche Technik hat sich bei Ihnen bewährt?

Die Anforderungen unserer Kunden sind sehr unterschiedlich. Bei der Hardware und Software haben sich inzwischen bestimmte Schwerpunkte herausgebildet. Unsere Standvarianten für den Indoor-Bereich mit front- und rückseitiger Vollverglasung erregen für sich schon die Aufmerksamkeit der Zielgruppe. Unterstützt wird dies durch multimediale Screens die statische wie bewegte Inhalte in beliebiger Anordnung auf dem Schirm präsentieren, um so die volle Aufmerksamkeit des Angesprochenen zu bekommen. Unsere Produkte sind umfangreich erweiterbar, unter anderem mit Drucker, Scanner, Bewegungsmelder, Lautsprecher, Touchscreens.

Will der Handel wirklich mehr Technik? Sehen Sie einen Trend vom Terminal mit Video oder Slideshow hin zu interaktiven Inhalten?

Auf jeden Fall. Gerade im Handel wird es immer wichtiger, dass man dem Kunden Informationen schnell und gezielt präsentieren kann. Niemand will sich heute minutenlang vor eine Slideshow stellen oder umfangreiche Filme ansehen. Interaktivität kann auf verschiedenste Weise hergestellt werden. Mit der eingesetzten Technik variiert auch der Preis. Bewegungsmelder, geschlechterspezifische Anzeigen – auch dies kann eine Interaktion sein. Auch eine Tastatur ist eine kostengünstige Variante. Touchscreens, Scanner, Drucker, Augmented Reality können schon mal im höheren Preissegment angesiedelt sein. Grundsätzlich ist Interaktivität bezahlbar geworden und man sollte immer versuchen, dem Kunden hierüber einen Mehrwert zu bieten.

Wie ist das Zahlenverhältnis offline und online bei der Steuerung der Terminals?

Das Verhältnis liegt bei etwa 1:3 – auf ein Offline-Terminal kommen drei Online-Terminals. Der Vorteil der Online-Varianten liegt auf der Hand. Zentrale Administration über Filialen und Ländergrenzen hinweg, schnellstmögliche Auswertung und Reaktion des Marketings auf die Verkaufszahlen und Auswertungen der Software. Sie benötigen das Know-how von nur wenigen Mitarbeitern und können dieses optimal einsetzen. Statusabfragen der Hardware können online übermittelt werden und ermöglichen einen zeitnahen Support.

Wie unterscheiden sich die Kosten?

Die Kosten für die Online-Anbindung sind durch fallende Preise und Flatrates stark gesunken, so dass Vorteile die Mehrkosten weit übersteigen. Im Einzelfall haben aber auch Offline-Terminals nach wie vor ihre Berechtigung, zum Beispiel wenn keine Netzwerk-Anbindung möglich oder gewünscht ist. Aber auch hier haben wir mit unserer Software, die den Export als Film für Mediaplayer ermöglicht, sowie dem Austausch von Präsentationen über Wechseldatenträger eine Lösung für unsere Kunden.

Was kann der Handel realistisch betrachtet von Digital Signage erwarten und was ist Illusion?

Es geistern immer wieder Wachstumszahlen von 50 bis 70 Prozent durch die Medien. Es mag sein, dass dies in Einzellfällen tatsächlich erreicht wurde. Im Durchschnitt werden 10 bis 25 Prozent realistisch sein. Ein wichtiger Punkt für den Erfolg ist die Analyse der Ist-Situation und die vollkommene Integration der neuen Medien in die Marketing-Strategien der Unternehmen. Sie werden keinen langfristigen Erfolg erzielen können, wenn Sie eine Stele an einem beliebigen Ort im Handel aufstellen und einfachste Slideshows oder schlechte Filmchen zeigen. Investieren Sie aber Zeit in die Analyse Ihrer Kunden und deren Kaufentscheidungen, werden Sie zusammen mit professionell erstellten Inhalten Kaufanreize optimal setzen und letztendlich Ihren Erfolg steigern können.

Bislang sprachen wir über Technik. Wie wichtig ist das Design für die Entscheider im Handel oder für die Markenartikler?

Nach den Kosten ist das Design ein wichtiges Entscheidungskriterium. In der Vergangenheit sind immer wieder einfache Displays an die Wand oder in das Regal gehängt worden. Zunehmend setzt sich aber die Erkenntnis durch, dass im Produktplacement der Gesamteindruck stimmen muss. Die Stele, das Display muss zum Produkt, zum Unternehmen passen. Unsere vollflächigen Glasscheiben oder Aluminiumoberflächen können in beliebigem Design bedruckt oder farblich angepasst werden. Wir haben drei Diplom-Designer im Haus, die dem Handel Vorschläge machen können.

Wie robust muss ein Terminal im Laden sein, was ist draußen gefragt?

Abhängig vom Ort der Aufstellung werden ganz unterschiedliche Anforderungen an das Terminal gestellt. Denken Sie an Läden für Kinderspielzeug, Discounter, Baumärkte. Standfestigkeit, Sicherheitsglas und andere robuste Materialien sind das Mindeste, was man in diesem Bereich fordern sollte. Spritzwasserschutz und Vandalismussicherheit können weitere Anforderungen sein.

Im Outdoor-Bereich sind der wetterunabhängige Betrieb, Vandalismussschutz und Robustheit ein Hauptthema. Unsere Stele „cretivo Outdoor“ bietet Interaktivität durch Touchscreen, transreflektives Display, IP Klassifizierungen, Sicherheitsglas, UV Schutz, Vollklimatisierung und elektronische Überwachung. Sie ist betriebsbereit in Temperaturbereichen von -20 bis +50° C.

Wenn die Stückzahlen steigen, werden die Geräte billiger. Werden elektronische Infoterminals ein Massenprodukt, das in jedem Laden steht?

Die Verbraucher haben sich mittlerweile an die neuen Medien gewöhnt und wollen sie als Informations- und Entscheidungsquelle nutzen. Manch einer wird dem widersprechen wollen, wir denken aber, dass sich Terminals und Displays durchsetzen werden. Die unbewusste Akzeptanz wird in aktive Teilnahme übergehen.

Was können die Messebesucher auf der EuroCIS von Ihnen erwarten?

Wir haben in den letzten Monaten viel Zeit in die Optimierung bestehender Systeme sowie in die Weiter- und Neuentwicklung investiert. Daher werden wir unseren Besuchern mit der der Digital-Signage-Software „cretivoSOFT Basic“ eine einfach zu bedienende, leicht zu verstehende, umfangreiche und kostengünstige Lösung vorstellen. Sie ermöglicht kleine wie auch umfangreiche Projekte – für den Point-of-Sale, Point-of-Interest, digitale „Schwarze Bretter“ oder der Besucherbegrüßung. Anbindung von Datenbanken über ODBC-Schnittstelle, Geschlechtererkennung, Gefühlserkennung und die Möglichkeit mit dem Touchscreen zu interagieren – das sind nur einige Merkmale der Software.

Bei der Hardware haben wir mit den Produkten „WallPresenter“, „BasicLine“, und „BasicLine classic“ unser Produksortiment erweitert und bestehende Systeme technisch angepasst. So präsentieren wir unter anderem auf dieser Messe unser 10.4“ „InWall“- Doordisplay in einer PoE Variante zum ersten Mal in der Öffentlichkeit.

Interview: René Schellbach, iXtenso.com