03.04.2012
Multi-Channel und Mobile waren wichtige Themen bei der diesjährigen EuroCIS. Hier geht die Entwicklung rasend schnell voran. Aber es gibt Bereiche, die sind für den Handel mindestens genauso wichtig, ohne dass sie ständig Messe-Sensationen hervorbringen. Rund um die Kasse gibt es vieles, das man als selbstverständlich betrachtet. In dieser Messe-Nachlese schauen wir auf Kassentische, Kassenladen und Kassentastaturen.
„Wir haben nichts, was blinkt oder piept“, sagt Ute Tuscher über den Messeauftritt von Inkiess. „Sehr wenig Einzelhandel war bei uns am Stand.“ Was andere Aussteller betrübt, ist für sie bedauerlich, aber verständlich, denn die knappe Messezeit widmen die Besucher meist neuen Geräten und neuer Software. Besonders wichtig sind ihr daher die Kontakte zu den anderen Ausstellern und zu Zwischenhändlern. „In Düsseldorf können wir jedes Jahr Kontakte pflegen, für die wir sonst weit fahren müssten. Das ist für uns ganz wichtig, denn IBM, Wincor oder Torex verkaufen unsere Kasseneinsätze mit.“ Deren Kunden, so Tuscher, wollen nicht immer „die alten Krabbelmulden“, in denen das Bargeld lose in kleinen Fächern liegt.
Seit fast 34 Jahren arbeitet Tuscher bei Inkiess, seit 2004 als Geschäftsführerin. „Bei uns haben die Frauen viel zu sagen“, erzählt sie über die Firma aus Berlin-Neukölln, deren erste Geschäftsführerin Margot Voss noch heute im Firmennamen (InKiess Margot Voss GmbH & Co). Aus Kunststoff werden Geldzählkassen hergestellt, in denen das Münzgeld stehend sortiert wird. Dazu gibt es Fächer für Scheine. Mit der Euro-Einführung wurde die Vielfalt der Währungen geringer, dennoch gibt es eine große Auswahl an Produktvarianten. Ute Tuscher ist überzeugt: Bargeld wird es es noch lange geben. Und auch zum Thema Mobil hatte sie auf der EuroCIS etwas zu bieten: Rolljalousiekassen, die man mit nach draußen nehmen kann – geeignet etwa für Flohmärkte oder die Außengastronomie.
Interview mit Carlo Zanatta, Leiter Retail Competence Center, Bison Schweiz AG
Die EuroCIS verzeichnete 2012 viele neue Aussteller aus dem Ausland. Nicht mit kleinem Budget ging Bison aus der Schweiz an den Start: Man strich den CeBIT-Auftritt, buchte einen 60-Quadratmeter-Stand und investierte viel in die Messewerbung. Bison ist ein großer Anbieter in der Schweiz, seit knapp 30 Jahren spezialisiert auf betriebswirtschaftliche Informatik-Lösungen. Die Gruppe beschäftigt rund 350 Mitarbeiter und erzielte 2011 rund 69 Mio. CHF Umsatz. Carlo Zanatta blickt äußerst zufrieden zurück auf die erste EuroCIS. Er leitet das Kompetenzzentrum, das alle Bison-Lösungen für den Handel bündelt.
Sie waren bislang Aussteller auf der CeBIT, jetzt geben Sie der EuroCIS den Vorzug. Warum?
Die EuroCIS ist eine Fachmesse und prädestiniert für die Retailbranche, CeBIT ist eine Konsummesse und zu breit aufgestellt. An der EuroCIS gibt es die Möglichkeit, mit Fachleuten aus der Branche vertieft „Expertengespräche“ zu führen. Wir sehen hier eine Möglichkeit, fokussiert unsere Marktaktivitäten einzusetzen.
Hat die EuroCIS Ihre Erwartungen erfüllt?
Unsere Erwartungen wurden vollumfänglich erfüllt. Es zeigte sich, dass Bison mit dem IT-Gesamtangebot für Retail ein Bedürfnis in der Branche abdeckt. Neben den üblichen allgemeinen ERP- und POS-Diskussionen gab es vermehrt Gespräche über Multi-Cross-Channel. Die Retailer machen sich Gedanken, wie das Ganze integriert werden kann – auch ein Ziel von unserer Lösung. Des Weiteren hat die Smartphone-Entwicklung in den professionellen Geschäftsprozessen Einzug gehalten. Neben einfachen Anwendungen hat unsere Smartphone Lösung „MERI“ für den POS-Bereich großen Anklang gefunden. Ein weiteres Thema war „Eigenentwicklung“. Es gibt noch immer viele Retailer, die ihre individuelle Stärke nicht in einer Standardlösung sehen. Das gibt uns die Möglichkeit mit unserem Produkt neben den Referenzmodellen im Retail auch die Unterstützung für weitergehende Anpassungen einfach beim Kunden umzusetzen.
Interview mit Horst-Dieter Glass, hdg-Tresore
„Privatier“ steht auf seiner Visitenkarte. Horst-Dieter Glass ist eigentlich im Ruhestand, hat seine Firma hdg-Tresore im Jahr 2000 verkauft. Aber zu Messezeiten rückt der 72-Jährige für hdg immer noch aus. Seit 1972 ist er in Düsseldorf auf vielen Messen mit seinen Panzerschränken dabei. Überschlagen sich die Standnachbarn regelmäßig mit technischen Innovationen oder neuem Design, lässt ihn das völlig kalt. In seiner Welt der Tresore hat sich seit Jahren wenig geändert. Ein solides Geschäft sind die Wertschutzschränke bis heute.
Welches war Ihre erste Messe, auf der Sie für hdg ausgestellt haben?
Es war 1970 die Hotelfachmesse Internorga in Hamburg, auf der ich dieses Jahr zum 42. Mal gewesen bin.
Können Sie sich noch an die erste EuroShop erinnern?
Nein nicht direkt, seit 1972 stelle ich in Düsseldorf regelmäßig aus – auf der hogatec, MEDICA, EuroShop, EuroCIS und IMA.
Was hat sich bei EuroShop und EuroCIS aus Ihrer Sicht im Laufe der Jahre geändert?
Es ist erstaunlich, wie die Elektronikwelt auch den Handel beeinflusst. Immer wieder neue Technologien, auf die sich der Handel umstellen muss, um nicht den Anschluss zu verpassen. Hier gibt es Aussteller, die von Jahr zu Jahr ihr Angebot verändern müssen. Man kennt sich nach ein paar Messen und begrüßt sich schon beim Messeaufbau herzlich. Neue Mitarbeiter werden mir – dem Urgestein – vorgestellt und immer muss es ein neuer Messewitz sein, den ich auf Lager haben muss. Auch bei Besuchern heißt es oft: Kein Messebesuch ohne einen Kurzbesuch bei hdg,
Wie hat sich ihr Angebot im Laufe dieser Jahrzehnte gewandelt?
Bis 1995 galt die Deutsche Norm Klasse A, B, C, D und E – ab 1995 die EU-Norm, welche die alte deutsche fast übernommen hat. Heute gelten noch Klasse A und B, dann folgen die Euro-Norm-Klassen 1 bis 5 für Wertschutzschränke. Eine weitere Änderung ist nicht vorgesehen – die Geldschrankbranche ist überschaubar. Nur mit guter Dienstleistung – liefern, aufstellen – und dem Preis-Leistungs-Verhältnis kann man heute noch neue Kunden gewinnen. Mit einem neu gewonnenen Filialisten hat man auf Dauer das beste Geschäft, einem Einzelhändler verkaufe ich einen Schrank für die Firma und einen weiteren für seinen Privatbereich.
Im Privatbereich sind es die Numismatiker, Philatelisten und Sammler, denken Sie an die Damen die ihren Schmuck sichern müssen. Die Angst vor Verlust bei Feuer, Wasserschäden und Diebstahl wird es immer geben.
Haben Sie Angst, dass es irgendwann gar kein Bargeld und damit keine Geldschränke mehr gibt?
Nein, Bares wird es immer geben, selbst bei den Mineralölgesellschaften wird immer noch circa 50 Prozent des Umsatzes bar und nicht mit Karten bezahlt. Beim Einzelhandel gilt immer noch Bargeld. Hier ist der Kartenumsatz bei circa 25 Prozent.
Heute passt alles Wichtige auf kleinen Datenträger. Werden Ihre Tresore immer kleiner?
Die Datenträger sind kleiner geworden, das stimmt, aber jetzt gibt es Kombi-Schränke die den Anforderungen Schutz für Datenträger und Papier-Akten hohen Feuerwiderstand bieten.
Wie fanden Sie die EuroCIS 2012?
Die Messe Düsseldorf ist von der Anmeldung bis zum Messeende sehr gut organisiert und als Aussteller fühlt man sich wohl.
Viele Aussteller nutzen die Messe vor allem zur Kontaktpflege. Sie wollen auch verkaufen. Wie erfolgreich waren Sie dieses Jahr?
Bei mir gilt der Grundsatz: Eine Messe, auf der ich nicht mit dem geschriebenen Umsatz die Messekosten gedeckt habe, wird nicht mehr bestückt. Man kann sich nicht nur auf das Nachgeschäft verlassen. Auch dieses Jahr war das Messegeschäft gut. Wir bleiben als Aussteller.
Interview: René Schellbach, EuroCIS.com