Menu

Fort- & Weiterbildung im Handel

01.07.2013

© panthermedia.net/Christian Jung

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr – Ein Spruch, der das heutige Wissen um lebenslanges Lernen noch nicht umfasste. Online, offline, Vollzeit, Teilzeit, alleine oder im Team: Die Möglichkeiten der individuellen Fort- und Weiterbildungen sind auch im Handel so abwechslungsreich wie die Sortimente im Ladengeschäft. Und vor allem: Auch hier ist für jeden etwas dabei.

Ob studierter Kopf oder gelernter Wirt - die Karriereleiter erklimmt nur, wer was auf dem Kasten hat. Doch dieser Kasten allein reicht nicht. Er muss auch immer wieder auf den neuesten Stand gebracht werden. Denn gerade der Handel verändert sich momentan sehr stark. Das wachsende Online-Geschäft, die zunehmende Nutzung mobiler Endgeräte zum Shoppen und die vielen technischen Neuerungen am Markt machen vieles möglich. Sie verlangen den Händlern und ihren Angestellten aber auch einiges ab.

Der viel beschworene Fachkräftemangel stellt auch für den Handel ein ernst zu nehmendes Problem dar. Denn die Gesellschaft altert und der Nachwuchs ist entweder nicht qualifiziert genug oder möchte lieber studieren, anstatt eine Ausbildung zu machen. Besonders kleine Unternehmen haben darunter zu leiden. Um hier den Nachwuchs zu sichern und zu binden, ist es für Unternehmen im Handel empfehlenswert, ihre Ausbildungen fest mit anschließenden spezialisierenden Weiterbildungen zu kombinieren.

Mitarbeiter weiter qualifizieren

Kompetente Mitarbeiter sind für den Erfolg im Handel essenziell wichtig. Sowohl im Ladengeschäft vor Ort als auch bei der Online-Präsenz des Unternehmens muss der gleiche Eindruck von Kompetenz und Service entstehen. Denn Service ist einer der wenigen Aspekte, mit dem in einem Handelsumfeld noch gepunktet werden kann, in dem buchstäblich jeder Artikel nur einen Klick entfernt ist. Für den Einzelhandel gibt es segmentspezifische Weiterbildungen, mit denen die Mitarbeiter die Kunden vor Ort mit Kompetenz und Fachwissen überzeugen können. Geprüfter Handelsfachwirt, geprüfte Handelsassistentin oder Zertifikatslehrgänge wie CSR-Manager und Industriefachkraft für Mikrotechnik sind nur einige Weiterbildungen, die von der Industrie- und Handelskammer (IHK) für den Handel angeboten werden.

Zukunftsmarkt Online-Handel

Wer den Einstieg ins Web verpasst, verschenkt Potenzial und Umsätze. So wächst der Online-Handel nach wie vor enorm. Neue Märkte, neue Berufe: Besonders online passiert derzeit wahnsinnig viel und auch die Online-Präsenzen der Händler wollen betreut und gewartet werden. EuroCIS.com sprach mit Klaus Hartung, dem Referenten für Weiterbildung der IHK am Standort Gelsenkirchen über den neuen Zertifikatslehrgang E-Commerce-Manager, der sich besonders an KMUs und Existenzgründer im stationären Handel richtet. „Er sensibilisiert die Teilnehmer für die Chancen und Möglichkeiten im Internet in Hinblick auf den E-Commerce. Neben den Grundlagen des E-Commerce werden die Teilnehmer mit den Anforderungen und der Ausgestaltung eines Online-Shops vertraut gemacht.“

Aber auch das Ladenlokal an sich bleibt ein attraktiver Arbeitsplatz für den Nachwuchs. So führt die Fachhochschule Düsseldorf zum kommenden Wintersemester den Bachelor-Studiengang „Retail Design“ ein. Er ist eine Kombination aus einer Lehre der angewandten Gestaltung, in der künstlerische und kreative Grundlagen vermittelt werden, sowie anwendungsbezogenen räumlichen Gestaltungsprojekten in allen Bereichen des Retail Designs – inklusive Online-Shops.

Studium und Beruf 2.0: Der generalistische Handelsmanager

„Ich will die Komplexität des Handels und die des Unternehmens, für das ich arbeite, besser verstehen.“ So beschreibt Philipp Brämer seine Motivation, einen weiterführenden Studiengang im Bereich Handel zu absolvieren. Er ist einer der ersten, die den eMAR-Studiengang (Executive Master of Arts of Retailing) an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen studieren. Der zusammen mit dem EHI Retail Institute entwickelte Studiengang bereitet angehende Führungskräfte im Handel auf ihre Aufgaben von morgen vor. Gelehrt wird aktuelles Forschungswissen aus verschiedenen Gebieten im Handel. Dazu gehören Innovations- und Technologiemanagement, Geschäftsmodellentwicklung, Einkaufs- und Warenmanagement, Warenwirtschaft, Marktforschung, Konsumentenverhalten, Multi-Channel-Strategien, Standortpolitik und Servicemanagement.

Im Interview verrät Philipp Brämer, der hauptberuflich Projektleiter im Warenbereich Technik bei EDEKA ist, wie das Studium aufgebaut ist und wie er die Koppelung von Uni und Arbeit empfindet: „Grundsätzlich ist aus einer rein beruflichen Belastung nun eine Doppelbelastung geworden, da ich nach der Arbeit noch für die Uni büffeln muss. Da die Feierabendstunden und Wochenenden oft mit Lernen belegt sind, vermischen sich hier auch Berufs- und Privatleben.“ Aber für Brämer lohnt sich der Aufwand trotzdem: „An meinem eMAR-Studium reizt mich jetzt besonders, dass ich die Möglichkeit habe, meine Kenntnisse zu vertiefen und mein neu erworbenes Wissen im Betrieb auch direkt praktisch anzuwenden.“

Lebenslanges Lernen auch im Handel

„Weiterbildung ist im Handel aufgrund der sich ständig wandelnden Anforderungen und des hohen Bedarfs an Führungskräften von hoher und wachsender Bedeutung“, betont HDE-Geschäftsführer Wilfried Malcher in einer Pressemitteilung zum Thema Weiterbildung im Handel. „Weiterbildungsangebote sind angesichts der immer härter werdenden Konkurrenz um gute Arbeitskräfte ein echter Wettbewerbsvorteil für die Unternehmen. Den Arbeitnehmern sind Entwicklungschancen sehr wichtig“, so Malcher weiter.

Was Hänschen nicht lernte, kann sich Hans sehr wohl noch nachträglich aneignen. Ob in Kombination mit der Berufsausbildung, nebenher nach Feierabend oder als Fernstudium: Weiterbildungen im Handel stoßen bei den Arbeitnehmern auf großes Interesse. Und auch die Arbeitgeber profitieren von den wachsenden Kompetenzen der eigenen Mitarbeiter. Selbstbewusstes und gut geschultes Personal ist ein Service, der beim Endkunden auf Zuspruch trifft und langfristig die eigene Position am Markt stärkt.

Elisabeth Henning; EuroCIS.com