24.11.2011
Software für Lager und Logistik
Testberichte, Skandale, Krankheitserreger wie aktuell Ehec verändern das Kaufverhalten der Kunden von heute auf morgen. Aber auch ohne Schlagzeilen ist die Logistik immer stärker gefordert. Die Reaktionszeiten müssen immer kürzer werden, um Regallücken und Überhänge zu vermeiden. Allein ist das nicht zu schaffen. Logistiker und Handelshäuser müssen in Echtzeit Daten austauschen. Das setzt eine IT voraus, die miteinander kommunizieren kann.
Kooperationen für Verbesserungen in der IT – das hat sich durchaus bewährt. Dies setzt Partner voraus, die einen Teamgeist entwickeln und einander vertrauen. IT-System greifen tief ein in die Strukturen eines Handelsunternehmens und wer sich externe Partner ins Haus holt, gewährt ihnen tiefen Einblick in diese Strukturen. Das zeigt sich aktuell bei Lunar, Europas größtem IT-Projekt im Handel. Hier arbeiten SAP und Edeka Hand in Hand. SAP wird einige der im Rahmen von Lunar entwickelten Lösungen in das offizielle „SAP for Retail“-Portfolio aufnehmen. „So können auch andere Kunden von der Pionierarbeit mit Edeka profitieren“, kündigte SAP im Mai auf seinem Handelssymposium in Mannheim an.
Lunar ist ein Prestige-Projekt
Als Hauptreferent beim SAP-Handelssymposium erläuterte Edeka-Vorstandsmitglied Reinhard Schütte den aktuellen Stand bei Lunar. Es zeichne sich ab, das die angestrebten erheblichen Optimierungsziele erreicht werden. Die von Edeka und SAP definierten Fristen und Kosten würden eingehalten, berichtet Stefan Gruler, globaler Leiter für Retail bei SAP, im EuroCIS-Interview. Allein seit Ende 2009 seien rund 40 Einzelprojekte erfolgreich umgesetzt worden.
Lunar ist für SAP natürlich ein Prestige-Projekt. SAP ist der maßgebliche Standard in vielen Bereichen des Handels und seiner Logistik. Aber gerade Mittelständler beklagen oft, dass für sie die großen SAP-Module viel zu komplex sind. SAP bietet daher längst standardisierte und vereinfachte Pakete für diese Zielgruppe an. Daneben sehen kleine, auf den Handel spezialisierte Software-Häuser ihre Chance. Sie wissen, wie ein mittelständischer Unternehmer tickt, was er wirklich braucht. Doch auch wer SAP nicht selbst einsetzt, braucht die passenden Schnittstellen, denn viele Geschäftspartner arbeiten mit SAP. Gerade in der Logistik kommt es auf Vernetzung der IT-Systeme an.
Standardsoftware oder eigene Lösung
Standardsoftware anpassen oder ein eigenes System entwickeln – vor dieser Entscheidung stehen Handelshäuser immer wieder. Die SAP-Standardsoftware kann vieles, aber nicht alles. Diese Lücken füllen spezialisierte Software-Anbieter wie SALT Solutions. Im EuroCIS-Interview erklärt Christoph Dönges, Mitglied der Geschäftsleitung bei SALT, wie aus Anforderungen von Kunden neue Produkte werden, welche Herausforderungen sich durch die neuen mobilen Möglichkeiten ergeben. Auch andere Anbieter ergänzen SAP-Anwendungen. So stellte Prismat auf dem SAP-Handelskongress seine SAP EWM-Lösungen für den Handel vor. Lieferzeiten werden immer kürzer, Servicelevel immer höher. „Der Schlüssel ist ein starkes Warehouse Management System – integriert, standardisiert und trotzdem flexibel. SAP EWM bietet eine sehr gute Grundlage, um mit unserem Know-how das Optimum herauszuholen“, so Prismat-Geschäftsführer Fin Geldmacher. Unter anderem bei Wollschläger, einem der führenden Handelsunternehmen für den Werkzeug- und Maschinenbau, führte Prismat SAP EWM für die Abwicklung der komplexen Logistik-Prozesse ein.
Ciber Deutschland ersetzt in den nächsten Jahren die ERP- und Warenwirtschaftssysteme des Augsburger Weltbild-Verlages schrittweise durch eine integrierte SAP-Landschaft. Das bereits 2010 gestartete Projekt umfasst Rechnungswesen, Beschaffung und Versandgeschäft der international tätigen Verlagsgruppe. Basis ist eine Kombination der SAP-Branchenlösungen IS Retail und IS Media. Die besondere Herausforderung: zahlreiche Schnittstellen – zum Beispiel zu Webshops, Katalog-Planung, Logistik-Dienstleistern – und hohes Datenvolumen. Täglich gehen von den Millionen Kunden in Deutschland, Österreich und in der Schweiz hunderttausende Aufträge für die verfügbaren Verkaufsartikel ein.
SALT, Prismat, Ciber und viele Andere sieht SAP nicht als Konkurrenten. Die Walldorfer können nicht alles selber machen. Und eine Firma aufkaufen, um das Portfolio zu integrieren, ist gar nicht so einfach. Besser scheint es, die Anbieter als Partner zu gewinnen. So ist es auch bei Microsoft oder Oracle. Die Software-Riesen geben ihren zertifizierten Partnern einen besonderen Status; sie werden Gold- oder Premium-Partner genannt, wenn sie ein spezielles Know-how nachweisen. Software ist eben ganz oft eine Frage der Kooperation.
René Schellbach, EuroCIS.com