02.09.2013
Intensiver Wettbewerb prägt den Einzelhandel auch heute noch besonders. Die IT ist dabei für den einzelnen Händler ein wichtiges Mittel, um sich Vorteile gegenüber der Konkurrenz zu sichern. Denn mit den richtigen Systemen lassen sich sowohl Kosteneinsparungen als auch Effizienzgewinne erzielen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, den Warenfluss im Lager und in der Filiale zu optimieren.
Laut der Studie „Trends im Handel 2020“ des EHI Retail Institute und KPMG betrugen die IT-Investitionen der Einzelhändler in Deutschland 2010 etwa 4 Milliarden Euro. Durchschnittlich gaben die Unternehmen dabei 1,12 Prozent ihres Nettoumsatzes für Informationstechnologie aus – und das trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Viele gehen auch für die nächsten Jahre von einem steigenden Budget aus.
Warenwirtschaftssysteme bleiben das Herz der Handels-IT
Der Großteil der IT-Investitionen ist auch in den nächsten Jahren für klassische Projekte vorgesehen. Herzstück der Handels-IT bleibt dabei nach wie vor das Warenwirtschaftssystem. So gaben insgesamt 29 Prozent der für die Studie befragten Unternehmen an, sich insbesondere mit der Modernisierung ihrer Warenwirtschaftssysteme beschäftigen zu wollen. Auch bei der Auswertung der Daten steht die Sortimentssteuerung im Vordergrund.
Mobile Lösungen optimieren die Bestellplanung
Um Warenlücken zu vermeiden und das Bestücken der Regale auch für die Mitarbeiter zu erleichtern muss eine optimale, bedarfsgesteuerte Belieferung der Filiale sichergestellt werden. Hier schafft heute insbesondere die mobile Datenerfassung (MDE)Vorteile für die flexible und zeitnahe Bestellplanung. Denn der Warenfluss ist natürlich immer mit dem Informationsfluss verbunden.
Klassischerweise wird im Einzelhandel eher ein vollautomatisiertes Warenwirtschaftssystem genutzt. Es überprüft und erfasst die Warenbestände automatisch, da alle Produkte jeweils im Eingang und beim Verkauf einmal gescannt werden. Dadurch kann der aktuelle Lagerbestand jederzeit abgefragt werden und drohende Engpässe werden automatisch angezeigt. Dieses System gilt besonders für die Non-Food Branche. Einen anderen Ansatz verfolgt bereits seit längerem der Lebensmitteleinzelhandel. Hier werden die Bestände häufiger manuell erfasst, da aufgrund von abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdaten auch unverkaufte Ware oft wieder aus dem Laden geschafft werden muss. Für diese Art der Erfassung nutzen die Mitarbeiter MDE-Geräte, um den Warenbestand in der Filiale jederzeit im Blick zu haben und die zu bestellende Menge gegebenenfalls zu korrigieren.
Durch die mobile Erfassung lässt sich ein besserer und aktuellerer Überblick über den Warenbestand erreichen. Und ist der Regal- oder Lagerplatz zum Beispiel wegen geringer Nachfrage zu groß geplant worden, lässt sich die Bestellung schnell und flexibel entsprechend anpassen.
Bestandslücken führen oft zum Verlust des Kunden
Die Reaktionen der Kunden auf Bestandslücken sind – je nach Branche – sehr unterschiedlich. Wird ein Artikel aus dem LEH dringend benötigt und ist nicht vorrätig, zum Beispiel Milch, wählt der Kunde normalerweise einfach eine andere Packungsgröße oder greift zum Produkt eines anderen Herstellers. Im schlimmsten Fall wechselt er den Händler. Dadurch verliert dieser nicht nur den Umsatz mit diesem Produkt, sondern auch den mit anderen Produkten, die der Kunde zusätzlich kaufen wollte. Kommen solche Regallücken öfter vor ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Kunde grundsätzlich einen anderen Markt wählt. Ganz anders ist das zum Beispiel im Textilhandel oder bei Unterhaltungselektronik. Hier sind Kunden eher bereit, auf die gewünschte Ware zu warten und diese notfalls zu einem anderen Termin abzuholen.
Eine mobile Bestandsauskunft spart immer wertvolle Zeit. Denn über ein MDE-Gerät kann der Mitarbeiter auch den Barcode des Artikels scannen und die mobile Bestandsauskunft starten. So kann er dem Kunden sofort die gewünschten Auskünfte, zum Beispiel über andere Größen, Farben oder verfügbare Bestände eines Artikels, beantworten. Dabei beliebt er im Verkaufsgespräch – das erhöht die Kaufabschlussrate und der Kunden fühlt sich gut beraten.
Aktuelle Lösungen integrieren alle Geschäftsprozesse
Die technische Entwicklung geht immer weiter und dabei erhöht sich auch die Leistungsfähigkeit der MDE-Geräte. Die Produkte werden immer handlicher und können immer mehr. Besonders viel verspricht sich der Handel dabei von Lösungen, die sich flexibel an allen Punkten des Ladens einsetzen lassen. So hat der Hersteller Omnico vor kurzem ein auch als Kassenhardware geeignetes Tablet für den Einzelhandel entwickelt, das den Online-, den mobilen und den lokalen Filial-Vertrieb verbindet. Durch die Mobilität können Verkäufer ihre Kunden flexibel in den Verkaufsräumen empfangen und dabei auf dem Tablet aktuelle Informationen über Produkte, Angebote und Verfügbarkeit abrufen und darstellen. Durch eine Anbindung an das Warenwirtschaftssystem kann mit solchen Lösungen auch direkt eine Nachbestellung vorgenommen werden. Das Tablet kann jedoch nicht nur als mobiles Gerät genutzt werden. In Verbindung mit einer Dockingstation wird es zum vollwertigen Kassensystem. Mit dem Anschluss eines Barcodescanners werden Datenerfassung, Kundeberatung und Verkaufsabschluss in einem mobilen Gerät vereint.
Die IT-Infrastruktur ist entscheidend
Um die Vorteile der MDE-Geräte entsprechend nutzen zu können, benötigt der Händler zusätzlich ein umfassendes Warenwirtschaftssystem. Aktuelle Lösungen verwalten dabei sowohl den Ein- und Ausgang von Waren als auch Inventuren sowie Artikelinformationen. Außerdem können solche Systeme den Druck neuer Etiketten, die Disposition sowie die Nachverfolgung von Bestellungen steuern.
Damit bietet das Warenwirtschaftssystem die Grundlage dafür, dass die von den Mitarbeitern mit ihren MDE-Geräten erfassten Daten auch zusammengeführt werden und ein kohärentes Gesamtbild ergeben. Die Informationen werden über eine WLAN-Verbindung in Echtzeit an das Warenwirtschaftssystem übertragen. So erhalten die Mitarbeiter jederzeit einen aktuellen Status der Warenbestände.
Der Einsatz von Geräten zur mobilen Datenerfassung hilft dabei den Händlern, den Kundenanforderungen gerecht zu werden. Durch die Vermeidung von Regallücken ermöglicht die mobile Datenerfassung eine prompte, umfangreiche Beratung und ein positives Einkaufserlebnis für Händler und Kunden. Zusätzlich lassen sich natürlich durch die Echtzeit-Erfassung der Daten Bestell- und Lagerungsabläufe optimieren und damit zusätzliche Kosteneinsparungen realisieren.
Daniel Stöter, EuroCIS.com