Geldbeutel und Karten können künftig getrost zu Hause bleiben
Wie funktioniert die Anwendung? Der Kunde von morgen braucht künftig keine schwere Brieftasche mit sich zu führen, sondern lädt sich eine digitale Geldbörse – genannt „Wallet“ – beispielsweise als App auf sein Smartphone. Diese kann er mit Bitcoins aufladen, die er auf Marktplätzen wie beispielsweise Bitcoin.de erstehen kann.
Beim Checkout gibt der Verkäufer im stationären Handel den Betrag in das Checkout-System ein. Online ist Self-Service angesagt. Nach dem Klick auf den „Bezahlen per Bitcoin“-Button erscheint ein QR-Code. Dieser wird gescannt und mit einem Pin bestätigt. Fertig. Grundvoraussetzung ist eine Internetverbindung.
Auf den Bitcoin-Zug aufgesprungen …
… ist auch Avocado Store, ein deutscher Marktplatz für Eco Fashion und Green Lifestyle. Der Store nutze einen Payment Provider, der die Coins umwandelt und als Euro zum Geschäftskonto schickt.Mimi Sewalski, Geschäftsführerin des Avocado Stores merkt an, dass ihre Bitcoin-Zahler zu 80 Prozent männliche und loyale Käufer seien. Zudem haben sie eine deutlich geringere Retourenquote und seien technikaffin. Wer nun vorschnell denkt, er könne seine Umsatzzahlen mit Bitcoin in die Höhe schnellen lassen, den warnt Keller: „Nur, weil ein Händler Bitcoins anbietet, bedeutet es nicht, dass alle diese Möglichkeit nutzen. Der prozentuale Anteil, der mit Bitcoins erzielt wird, liegt meist unter einem Prozent.“ Dies ist auch bei Avocado Store der Fall. Frau Selwalski empfindet es dennoch vorteilhaft, Bitcoins als Zahlungsmittel anzubieten. Sie erklärt: „Wir zeigen, dass wir technisch vorne mit dabei sind und sprechen eine andere Zielgruppe an. Darüber hinaus ergab sich ein unbeabsichtigter PR-Effekt. Wir erhielten viele Interviewanfragen und Kundenzuschriften mit positivem Feedback. Zusätzlich haben wir als Start-up in Hamburg Interesse bei potentiellen neuen Mitarbeitern geweckt.“
Nicht nur für Technikinsider
Wer Bitcoins über Payment-Provider integriert, benötigt keine zusätzliche Infrastruktur. Die Lösungen sind mit den meisten Shopsystemen kompatibel. Die Online-Währungen können bei bestehenden Payment-Terminals oder Tablets auch im stationären Einzelhandel einfach eingebunden werden. Auf direktem Wege Bitcoins zu akzeptieren und sie vorher nicht durch Payment-Provider in Euro umwandeln zu lassen, ist auch möglich. Keller hat hierzu folgenden Tipp: „Wer Bitcoin auf die eigenen Bücher aufnimmt, muss Spekulationsgewinne versteuern. Reportings zu machen, kann einen ziemlichen Aufwand in der Buchhaltung nach sich ziehen. Es ist zum heutigen Zeitpunkt durchaus sinnvoll, Payment-Provider zwischenzuschalten und sich so nicht mit dem Thema der Währungsspekulation zu belasten.“
Es wird spannend, zu verfolgen, ob Bitcoin als Zahlungsmittel an Bedeutung gewinnen wird, ein kurzzeitiger Hype bleibt oder eine andere Kryptowährung das Rennen macht. Möglicherweise hat ein revolutionärer Paradigmenwechsel für den Einzelhandel begonnen.