Während die persönliche Beratung im stationären Einzelhandel zu den Must-Haves gehört, ist die Beratung per Video-Livestream bisher höchstens testweise eingeführt worden. Im Dienstleistungssektor ist die Videoberatung etwas mehr verbreitet, Banken sind hier die Vorreiter eines solchen Serviceangebots.
Wird im Onlinehandel Beratung angeboten, spricht man vom Curated Shopping. Hierbei gibt der Kunde in einem Onlineformular zunächst seine Vorlieben oder Abneigungen an. Auf dieser Basis werden dann von einem Berater personalisierte Vorschläge aus dem Sortiment gemacht. So ist man als Konsument nicht dem ungefilterten Überangebot des E-Commerce ausgeliefert. Der direkte Dialog mit dem Berater kann per Telefon, E-Mail, Messengerdienst oder Video-Chat stattfinden.
Curated Shopping – wörtlich „betreutes“ Shopping – verbindet so die Vorteile des stationären Einzelhandels mit denen des Onlinehandels: Der Kunde erhält die Beratung des Fachhandels und eine Vorauswahl aus einem großen Online-Sortiment, ohne das Haus verlassen zu müssen.
Auch für Händler hat diese Serviceform positive Effekte. Zum einen lassen sich durch die Angaben der Kunden Informationen über deren Vorlieben und Einkaufsverhalten gewinnen. Zum anderen kann die Kundenbeziehung bei persönlichem Kontakt intensiver ausgebaut werden, gerade wenn man das Gegenüber sieht und sich in Echtzeit austauscht. Und schließlich führt ein kuratiertes Einkaufen zu deutlich weniger Retouren.
Die Kunst ist heutzutage, möglichst alle Kundenwünsche (Erlebnis, Convenience, Fachberatung, Qualität und Preis-Leistung) in einem Omnichannel-Angebot zu vereinen und die oben genannten Vorteile für jeden Verkaufskanal abzugreifen. „Mit Curated Shopping wird die Brücke zwischen dem anonymen Online-Shopping und einer persönlichen Beratung im stationären Geschäft geschlagen. Der Service verleiht Konsumenten ein Gefühl von Exklusivität und bietet Händlern ein hohes Cross- und Upselling-Potenzial“, erklärt Dr. Eva Stüber, Leiterin Research & Consulting des ECC Köln in einer Pressemitteilung zum Konsumverhalten von Smart Natives.
Dieses erhöhte Potenzial für Querverkauf sieht auch Phillipe Frères. Er erklärt: „Die Warenkörbe beim Live-Video-Shopping sind sehr hoch. Sie sind im Schnitt sogar höher als im stationären Geschäft.“ Auch auf die Retourenquote wirke sich das Einkaufen mit dem Live-Shopping-Assistenten vorteilhaft aus.