Herr Fliehe, was versteht man überhaupt unter Biometrie und wie wird sie im Zusammenhang mit Autorisierungsprozessen genutzt?
Marc Fliehe: Unter Biometrie versteht man Methoden, bei denen individuelle Merkmale von Menschen genutzt werden. Die Ergebnisse werden in einen Datensatz umgewandelt und digital gespeichert. Um eine Identität zu prüfen, können die umgewandelten biometrischen Werte einer Person mit den vorhandenen Datensätzen verglichen werden. Das bekannteste biometrische Verfahren ist der Fingerabdruck. Aber auch die Iris, die Stimme, das Gesicht oder die Herzschlagrate können zur Identifizierung einer Person verwendet werden. Wichtig dabei ist: In der Regel wird nicht das Bild eines Fingerabdrucks gespeichert, sondern nur die umgewandelten biometrischen Werte.
Ist biometrisches Bezahlen das bessere Mobile Payment?
Fliehe: Biometrische Verfahren werden unserer Ansicht nach in absehbarer Zeit zur Autorisierung von Bezahlvorgängen eingesetzt. Das heißt, sie können an die Stelle von PIN oder Unterschrift treten. Damit würden sie aber nicht zwingend das Bezahlverfahren an sich (Kartenzahlung, Mobile Payment) ablösen. Darüber hinaus ist es vorstellbar, dass biometrische Verfahren ohne Karte oder Smartphone eingesetzt werden, wobei natürlich andere elektronische Verfahren hinterlegt wären. Bei neueren iPhone-Modellen oder auch mit modernen Android-Smartphones kann man beispielsweise schon im jeweiligen App-Store mit Fingerabdruck zahlen. Hinterlegt sind dann die Kreditkartendaten.
Biometrische Daten sollen die Betrugsgefahr bei Bezahlverfahren deutlich mindern und gleichzeitig komfortabler machen. Im Internet finden sich zahlreiche Anleitungen, wie Fingerabdrücke ganz leicht kopiert werden können. Genauso einfach lassen sich Iris-Scanner austricksen – ein einfaches Foto in der richtigen Größe reicht hier meist aus. Wie sicher sind biometrische Bezahlverfahren wirklich?
Fliehe: Biometrische Daten machen jeden Menschen einzigartig – das macht sie grundsätzlich hochsicher. Voraussetzung sind natürlich qualitativ hochwertige Produkte. Diese haben zum Beispiel eine Lebenderkennung und lassen sich in aller Regel nicht mit einfachen Mitteln wie einem Foto austricksen. Klar ist auch, dass kein Verfahren hundertprozentige Sicherheit bietet. Aber eine vierstellige Nummer, die Betrüger bei der Eingabe am Bankautomaten zum Beispiel ganz einfach ausspähen können, ist verglichen mit Biometrie deutlich unsicherer.